Die Frage nach zwei Jahren ist und bleibt: hab ich heute mehr Bock, den Blog weiter zu schreiben – oder ist das bloß wieder einer dieser „ich sollte das jetzt so mal machen, dann wird das schon geil“-Impulse…?
Wir werden es rausfinden.
Was hat sich getan? Nun – Arbeit ist und bleibt herausfordernd. Nach dem „Ku’damm“ Rock’n’Roll und dem großen Erfolg unseres Events, sind es in diesem Jahr „nur“ normale Projekte. Davon zwar viele – aber es fühlt sich im Vergleich quasi schon erholsam an. Ab davon weiterhin meine inspirierenden StudentInnen in der Schweiz, Panels und Chats zu verschiedenen Themen – und eben: nie die Diversifikation aus dem Auge verlieren. Wie sagt man in den obligatorischen „Wie läuft’s“-Gesprächen? Richtig – läuft.
Und privat? Wenn das hier das bekannte Szenario „Abiturtreffen“ wäre, wäre das schon etwas traurig. Kein Haus. Kein Pferd. Kein Nix. War auch in den vergangenen 12 Monaten schon besser, hab ich aber verkackt.
So, damit ist quasi die Grundinformation gesetzt. Schon traurig: zwei Jahre Leben in 6 Zeilen. Oh Mann.
Talking about traurig. Diese Woche war ja die „Re:publica“ 2018 in Berlin. Die Veranstaltung für digitale Gladiatoren und Buzzwords. Dabei ist, glaube ich, das Wort Buzzword sogar dort entstanden. Wie auch immer – für mich als Alt-Neuköllner eine echte Verwirrung. Bei einem abendlichen Fahrradtrip Richtung Potsdamer Platz werde ich spätestens ab Kreuzberg etwas unachtsam, wen ich kopfschüttelnd anschaue. Neuköllnhipster liegen dann hinter mir – und Kreuzberger sind ja eigentlich weitestgehend normal. Aber da begann die Verwirrung – Neukölln am Technikmuseum? Menschen mit dicken Winterschals, Baseballcapies und kurzer Hose mit Aschenbechertee in der Hand, die schwarze Kniestrümpfe in weißen Moccasins, jetzt am Tempodrom? Verwirrend.
Gut, ich begriff, was los war – und erkundigte mich im Kreise meiner digitalen Entourage nach Neuigkeiten, dem nächsten „hotten“ Shit und der Frage, ob die Welt jetzt endlich besser werden würde. Scheint nicht so zu sein – es wurden die üblichen Themen besprochen – aber halt sehr digital – und am Ende war klar, dass die reale Welt sich auch in Zukunft noch viel stärker in der digitalen Welt wiederfinden würde.
Spannend in dieser Woche und auf dieser Veranstaltung: die dann jetzt auch philosophische Diskussion, wie wir in Zukunft damit umgehen, dass Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, wenn die Digitalisierung so weiter voranschreitet. Roboter werden in Zukunft noch viel mehr Arbeit übernehmen – und unsere Generation sieht schulterzuckend zu, wenn überhaupt. Wir sind mit Diversifikation und #metoo beschäftigt, aber mit unseren direkten Mitmenschen? Ich hatte die Diskussion mit meinem Vater dieser Tage an Ostern – und es war spannend, wie wir über den Auslöser – Gier – und die Verantwortung – welche Generation denn nun – sprachen. Lösungen lagen nicht unbedingt auf der Hand – aber alle zeigen auf alle und meinen, man müsste doch was tun. Aber wird was getan? Richard David Schmalzlocke Precht hat es auf der Re:publika auch rausgehauen – und seine Forderung: das bedingungslose Grundeinkommen. Aber ist DAS die Lösung?
Vollkommen richtig – wer nicht integriert werden kann, der muss versorgt werden. Aber wie frustrierend ist das denn? Viele wollen, ja BRAUCHEN eine Aufgabe, der sie folgen können. Und die wollen wir mit Geld ruhig stellen? So viel Geld kann man jemandem gar nicht geben. Das endet doch in frustrierten Menschen, die zuhause sitzen und traurig auf das Alter warten…
Muss man nicht viel stärker Tätigkeiten schützen? So schön es ist, dass ich mittlerweile alles digital beziehen und produzieren kann, aber müssen wir nicht darauf achten, dass für jeden einfach auch nur eine Tätigkeit da bleibt? Wer nicht digital sein möchte, warum werden diese dafür abgestraft – und von den Digitalen mit Kopfschütteln betrachtet.
Freue mich darauf, wie diese Tendenz die Politik und meine Generation erwischen wird – und wie wir reagieren. Eine Generation, die nicht nach rechts oder links schaut, sondern vor allem in den Spiegel, die sich irgendwann die Frage gefallen lassen muss, ob eine APP auch das Leben bereichern und nicht nur Zeit klauen kann.