Das Universum
Das Universum

Das Universum

Und ich dachte, Corona wäre ein alter Schlamperich. Dann kam das Jahr 2021 – und alles wurde noch ein bisschen komplexer.

Ende 2020 hatte ich noch nicht mit Krebs, Tod und dem Leben als mittelalter, weißer und heterosexueller Mann gerechnet!

Aber wie ein Bekannter auf Facebook so schön schrieb – es macht den Eindruck, ich möchte Aufmerksamkeit und Mitleid.

Dabei gab es in den vergangenen 18 Monaten so viel Gutes.

Die Kampagne „Sicherheim“ war als Kampagne ein voller Erfolg – Aufmerksamkeit für das Thema, Sichtbarkeit. Wir wollten etwas Gutes tun – und das haben wir getan. Und die Agentur wurde mit Preise überschüttet.

Die Kampagne „JAhr zur Wahrheit“, an der ich als Protagonist teilnehmen durfte, hat etwas bewegt, Glaubwürdigkeit und eben auch das Versprechen, glaubwürdig zu sein, war mir wichtig.

Nach 18 Jahren in der Fiktion nun wieder mehr meinem journalistischen Herzen zu lauschen und mit Gwen zusammen die UFA Documentary zu gründen und mich – neben meiner produzentischen Tätigkeit – nun auch als Geschäftsführer und Geschichten zu kümmern, war eine großartige und bewegende Reise bis jetzt.

Kampage „JAhr zur Wahrheit“

Und doch – das Universum achtet auf Ballance im Leben.

Als wir die Kampagne im vergangenen Jahr begannen, war der Anfang durch Freundschaft und Verbundenheit geprägt. Alle machten mit, weil man etwas bewegen wollte. Was ich nicht kommen sah, waren Missverständnisse, andere Erwartungen und Fehler, auch meinerseits. Und hier und da auch meine Gutgläubigkeit, die mich erstaunt auf Menschen und Kommunikation schauen sah. Frei nach dem Motto „einfach mal machen“ rannte ich rein, zog Freunde und Bekannte mit rein und die meisten fühlten sich dem Projekt verbunden – aber was ich nicht kommen sah: ich könnte irgendjemanden auch damit „übergehen“ oder missverstehen. Am Ende kann man zwar mit Stolz zurückblicken – aber wenn bei Preisverleihungen auch dem Veranstalter bewusst wird, dass hier nicht an einem Strang gezogen wird und es nicht mehr nur noch um die „Sache“ geht – dann wird man traurig. Dass zwar die Sache wichtig ist – aber es auch um Aufmerksamkeit, Zuwendung und Geld geht – hab ich naiverweise ausgeblendet. Dass es dann aber fast schon feindselig und harsch wird – das hab ich nicht kommen sehen und muss auch gestehen, dass ich am Ende mehr unter der Kampagne und der Zusammenarbeit gelitten habe, als der lustvolle Anfang und die ersten Monate, die uns und mich wie im Rausch durch das Projekt getrieben haben. Am Ende steht, dass wir geholfen haben, dass wir unterstützt haben – aber auch: dass Freunde auf dem Weg geblieben sind, neue Freunde entdeckt wurden und ich mir sicher bin: ich werde mich auch in Zukunft engagieren, werde versuchen, mit meinen Kontakten zu helfen – aber ich werde den Rahmen stärker vorher besprechen müssen. Es ist am Ende eben immer Kommunikation. Dank geht aber trotzdem an alle, die an der Kampagne beteiligt waren – es waren tolle Momente, wir haben vielen Menschen helfen können und es hat sich gut angefühlt, mit Euch die Strecke zu gehen.

Wege kreuzen sich…

„Aufmerksamkeit“ im klassischen Sinne war wahrscheinlich nicht wirklich das Thema, das mich Mitte 2021 trieb. Aber wer auch so lange alleine ist wie meinereiner, der hat ein (kommunikatives“ Problem, wenn das Thema TOD den Weg kreuzt. Niemanden bereitet einen darauf vor – von der „wie erzähle ich es der Verwandtschaft“ Situation bis zu profanen Dingen wie Beerdigung und Co – emotional und sachlich damit umzugehen, war eine Herausforderung. Und wenn niemand wirklich da ist, mit dem man sich darüber austauschen kann – dann wird es zu viel. Eine Coachin, mit der ich dieses Jahr zusammenarbeiten durfte formulierte es so: „Gute Resilienz – Du hast Dein Ventil, an dem die Trauer ab und an raus darf. Ansonsten funktionierst Du gut.“ – das waren dann wohl die Momente, in denen ich schrieb, was in Social Media vielleicht nichts zu suchen hat. Aber ist das nicht ein bisschen normal? Nicht alleine mit seiner Trauer sein zu wollen? Wollte ich jemandem damit auf die Füße treten – sicher nicht. Aber wahrscheinlich ist die „Regel“ in der Öffentlichkeit – ähnlich wie bei Depression und anderen Themen: kann die/derjenige es nicht einfach für sich behalten? Wahrscheinlich richtig – ich kann ja mein Problem nicht zum Problem einer anderen Person machen – aber auf der anderen Seite: wenn wir alle alles für uns behalten: platzen wir.

Ein weiterer Punkt in 2021 – das Leben als (mittel)alter weißer Mann wird langsam seltsam. Frauen nennen es mittlerweile „Reverse sexism“ – Danke an Gwen, ohne sie wäre ich auf das Wort nicht gekommen – und wir müssen damit umgehen, dass der Sexismus unserer Elterngeneration nun auf uns zurückschlägt. Es geht nicht mehr um Qualifikation – es geht um Geschlecht. Erst wurden Männer zu glattrasierten metrosexuellen Wesen (Beckham), dann kam #metoo und man musste bei jedem Ende einer Beziehung darum fürchten, dass man irgendetwas in der Beziehung getan hatte, was zurückbouncen konnte. Und jetzt wird der Dialog des Feminismus gegen klare Quotenforderungen getauscht. Und als erwachsenes Wesen, der keine Diskussion scheut, steht man da und denkt sich, an welcher Stelle man falsch abgebogen ist. Und ja – das gilt nicht nur für den Feminismus oder das Female Empowerment, sondern eben auch für Genderdiskussionen darüber hinaus oder eben auch die Frage des Rassismus. Da wird man aus Diskussionen einfach ausgeschlossen, weil man – ohne genau zu wissen, WAS man gesagt haben könnte und bei vollstem Bewusstsein, dass man eben sehr darauf achtet, NICHTS falsches zu sagen oder zu denken – ein weißer Mann ist. Ist das dann nicht „reverse rascism? Es wird nicht leichter – aber das haben wir uns wohl selbst eingebrockt…

Wie man es auch dreht oder wendet – das Leben ist und bleibt immer ein Karussell, oft auch der guten Laune. Aber bei jedem weiteren Ticket für die nächste Runde fragt man sich: muss ich mir das noch einmal antun? Oder gibt es nicht auch andere Karussells, die spannend sein könnten?

Wir werden sehen – 2022 is on its way…

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