Ich glaub, ich hör nicht richtig.
Ich glaub, ich hör nicht richtig.

Ich glaub, ich hör nicht richtig.

Ich beschäftige mich schon sehr lange mit Kommunikation. Nicht nur, weil ich gerne rede oder gerne Menschen beim Reden zuhöre, sondern weil mich die Wirkung von Worten interessiert.

Seit vielen Jahren achte ich darauf, was ich sage – und hoffe, dass meine Gegenüber – beruflich wie privat – das auch tut. Und ja, darf bemerken: Worte sind ein beliebigeres Gut geworden. Oder ich einfach zu aufmerksam für diese Welt.

Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der man sich überlegt hat, was man mit Formulierungen auslösen kann. In der man Debatten in der Politik oder Kultur noch lauschen konnte und sich dachte, dass jeder Satz, jedes Wort bewusst gewählt wurden, um etwas auszulösen. Damit bin ich groß geworden – und in dieser Tradition versuche ich zu leben.

Und muss merken, dass ich wahrscheinlich einfach zu sensibel für die neue Art der Kommunikation bin.

Alles ist rofl, wtf, asap, FYI, LG und lmaa, hat man das Gefühl. Man „haut mal einen raus“ – und dabei seinem Gegenüber rein. Menschen, die ich intellektuell und emotional für absolut integer halte, übergehen gerne einfach mal jegliche Form von Empathie und formulieren Unmut, Wertschätzung und Anforderungen auf eine Art und Weise, die sowohl den Gegenüber, als auch andere im Raum befindliche ratlos zurück lässt. War Kommunikation früher eine Form von Austausch mit vielen Variablen, mit Modifikationen, mit Auswegen – ist es heute das Mittel zum Zweck: etwas loswerden, was einen beschäftigt. Eine Ansage zu machen – auch ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Kritik zu formulieren – und sie gar nicht erst konstruktiv anzupassen, sondern sie einfach nur aufzusetzen und den Gegenüber damit zu konfrontieren.

Bin ich über die Jahre sensibler geworden – oder ist das so? Haben Bücher wie „Satanische Verhandlungskunst“ und der tägliche Druck uns alle unsensibel gemacht? Ist das alles nur ein Missverständnis – oder löst auch hier Effizienz und Zielvorgabe schlichte Menschlichkeit ab.

Und wie ist es im privaten? Ich selber muss gestehen, dass ich in den vergangenen Jahren zu viel „geschwiegen“ habe und mich nicht über mich, meinen Gegenüber oder das Leben in einem Maß ausgetauscht habe, der vielleicht gesund gewesen wäre. Oder im Gegenteil – geredet habe, aber nichts gesagt habe. Aber auch damit bin ich nicht alleine in der Welt – und bekomme immer intensiver mit, dass Menschen sich nichts zu sagen haben. Oder es einfach nur zerreden. Oder etwas sagen – und es einfach nicht meinen.

Im privaten kann ich das nachvollziehen – Emotionen (das Thema kommt noch, aber auch da haben wir echt eine komische Tendenz entwickelt zu Authentizität und Ernsthaftigkeit), Perspektive und Bauchgefühl haben immer schon Menschen sprachlos (oder auch nicht) gemacht – aber so schlimm wie in den vergangenen vier, fünf Jahren ist es früher nicht gewesen. Ist es die Click-and-buy Mentalität, die Onlineplattformen und allen vorgaugeln? „Du wirst immer eine neue finden“? Oder ist es dann doch das berufliche und die fehlenden Kommunikationspattern dort?

So sitze ich hier und suche auch nach den richtigen Worten und merke: es endet bei zwei zentralen Thesen für den Augenblick.

Zum einen ist es das leidige Thema der Wertschätzung. ALLE lechzen gerade danach und fordern sie ein – und wir haben es alle gemeinsam verpasst, Menschen auf berufliche und private Reisen mitzunehmen. Zum anderen – so meine Meinung – Aufmerksamkeit oder auch Achtsamkeit. Zuhören. Abwarten. Abwägen. Antworten. Das sind hundertstel Sekunden mehr Bedenkzeit – aber mit großer Wirkung. Auf Körpersprache achte. Auf das, was wir alle über unseren Gegenüber wissen.

Ich bemerke auch bei mir, dass sich in der Routine Muster einschleichen – aber es ist ein Zeichen für eine gute Zeit auf diesem Planeten, wenn wir uns einfach etwas mehr Zeit nehmen, auf den Menschen uns gegenüber etwas mehr zu achten…

Und die Sache mit den Emotionen – die kommt dann beim nächsten Mal….

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